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Die Römer an der Elbe

Die Römer an der Elbe

Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch-römischen Antike | Klaus-Peter Johne

Hardcover
2006 Akademie Verlag
Auflage: 1.1
347 Seiten; 15 b/w ill., 8 Karten; 17 mm x 168 mm
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-05-003445-4

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Vorwort I. "Schon ist die Elbe näher als der Rhein ..." II. Das Stromgebiet der Elbe aus der Sicht der Griechen in vorchristlicher Zeit III. Furor teutonicus IV. Caesars Suebenland V. Drusus an der Elbe VI. Immensum bellum VII. Tiberius und Marbod VIII. Varus in Germanien IX. "Triumph über alle Völker bis zur Elbe" X. Von Strabon bis Plinius XI. "Einst war sie ein bekannter und vielgenannter Fluss ..." XII. Die Elbquelle in den Vandalischen Bergen XIII. Semnonen am Lech XIV. "Ein Fluss im Barbarenland, weit entfernt vom Rhein" Zeittafel zum Stromgebiet der Elbe im Altertum Register

Besprechung
"[...] the book provides an immensely useful up-to-date evaluation of the vast amount of publications on Roman-German relations and the extent of knowledge of central European geography in antiquity." Eberhard Sauer in: Ancient West & East, 10 (2011), S. 485-487 "One is impressed by [Johne's] systematic survey of the relevant sources and the vast amount of modern schlolarly work. [...] the book provides an immensely useful up-to-date evaluation of the vast amount of publications on Romano-German relations and the extent of knowledge of central European geography in antiquity." Eberhard Sauer in: Ancient West & East, 10 (2011), pp. 485 - 487 "[D]er Verfasser [hat] ein materialreiches und informatives Buch vorgelegt, welches sich durch detaillierten Quellenbezug auszeichnet und thematisch weit ausholt." Rainer Wiegels in: Bonner Jahrbücher, 206 (2006) "Methodisch und inhaltlich zeigt Johne mit diesem Werk, wie mentalitätsgeschichtliche Aspekte Zugänge zum politischen Denken erschließen und die Ereignisgeschichte erhellen können. [...] Diese Sichtweise sorgt für die Einheitlichkeit des Buches, verleiht der Lektüre Spannung und sichert - wie auch der angenehm lesbare Stil - dem weit ausgreifenden Inhalt die Aufmerksamkeit des Lesers von der ersten bis zur letzten Seite." Ulrich Lambrecht, in: sehepunkte, 7/ 2007, Nr.5 "C'est en résumé un livre indispensable pour toute bonne bibliothèque." Yann le Bohec in: Revue de études Latines, 84, 2006 (2007) "Mit seiner umfassenden und chronologisch gegliederten Darstellung des Stromgebietes der Elbe bietet der Autor eine detailreiche Darstellung auf dem neuesten Stand der Forschungen [...]." Christian Winkle in: Gymnasium, Band 114, Heft 5, 2007 "[Ein] vorzüglicher Führer durch die Texte und Forschungen zu den römisch-germanischen Beziehungen, mit äußerst umsichtigem Einbezug auch der neueren und neuesten Literatur. [...] J.s Buch [zählt] zu den derzeit besten Möglichkeiten, sich über die römisch-germanischen Beziehungen zu informieren." Reinhard Wolters in: Historische Zeitschrift, Band 287, Heft 1, 2008 "Johne's new study [...] must be rated one of the best guides available." Anthony R. Birley in: L'Antiquite Clássique, 77/ 2008 "[E]in materialreiches und informatives Buch, [...] eine gute Grundlage für weitere Vertiefungen im Detail. Die umsichtige Benutzung insbesondere der literarischen Überlieferung bezeugt eine profunde Kenntnis dieser Quellengattung und ist ebenso hervorzuheben wie die klare und nüchterne Dartsellung." Rainer Wiegels in: Bonner Jahrbücher, Band 206 (erschienen 2009)

Kurztext / Annotation
Klaus-Peter Johne

Die Römer an der Elbe

Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch-römischen

Vor 2000 Jahren hatten die Römer ihr den ganzen Mittelmeerraum umfassendes Reich im Norden bis an den Rhein und die Donau ausgedehnt. Unter der Regierung des Kaisers Augustus entstand der Plan, die Grenze bis an die Elbe vorzuverlegen und einen großen Teil Germaniens unter römische Herrschaft zu bringen. Der fast dreißigjährige Kampf um dieses Ziel war der Höhepunkt der römisch-germanischen Auseinandersetzung überhaupt. Von der Darstellung dieser Ereignisse ausgehend, beschreibt der Autor, wie das Stromgebiet der Elbe Griechen und Römern allmählich bekannt wurde und welche Rolle der Fluss und das ihn umgebende Territorium im politischen Bewusstsein der Expansionszeit und auch in den Jahrhunderten danach als Mythos eines einmal erreichten Expansionsziels gespielt hat. Die Behandlung des Elberaumes in der antiken Literatur wird eingebettet in den Gesamtrahmen der Beziehungen von Römern und Germanen zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. Dabei geht es um die Barbarenproblematik ebenso wie um die Bedeutung von Flussgrenzen allgemein oder um politische Strukturen bei den Germanen. Besondere Aufmerksamkeit schenkt der Autor den gewichtigen archäologischen Zeugnissen: Funden aus den Gebieten um Osnabrück, Würzburg, Augsburg und aus dem Thüringer Becken, die im Verlauf der beiden letzten Jahrzehnte die Kenntnisse über die Eroberungsphase der augusteischen Zeit und über die Mitte des 3. Jahrhunderts auch im Elbgebiet wesentlich ergänzt und teilweise vollständig korrigiert haben.

Die Frage, welche Vorstellungen die Schriftsteller der griechisch-römischen Antike vom Stromgebiet der Elbe hatten und welche Bedeutung diesem Gebiet im politischen Denken zukam, war systematisch bisher nicht untersucht worden. Das Buch von Klaus-Peter Johne schließt diese Lücke in der historischen Forschung.

Aus dem Inhalt:

Vorwort

I. "Schon ist die Elbe näher als der Rhein ..."

II. Das Stromgebiet der Elbe aus der Sicht der Griechen in vorchristlicher Zeit

III. Furor teutonicus

IV. Caesars Suebenland

V. Drusus an der Elbe

VI. Immensum bellum

VII. Tiberius und Marbod

VIII. Varus in Germanien

IX. "Triumph über alle Völker bis zur Elbe"

X. Von Strabon bis Plinius

XI. "Einst war sie ein bekannter und vielgenannter Fluss ..."

XII. Die Elbquelle in den Vandalischen Bergen

XIII. Semnonen am Lech

XIV. "Ein Fluss im Barbarenland, weit entfernt vom Rhein"

Zeittafel zum Stromgebiet der Elbe im Altertum

Register

Pressestimmen

"Methodisch und inhaltlich zeigt Johne mit diesem Werk, wie mentalitätsgeschichtliche Aspekte Zugänge zum politischen Denken erschließen und die Ereignisgeschichte erhellen können. [...] Diese Sichtweise sorgt für die Einheitlichkeit des Buches, verleiht der Lektüre Spannung und sichert - wie auch der angenehm lesbare Stil - dem weit ausgreifenden Inhalt die Aufmerksamkeit des Lesers von der ersten bis zur letzten Seite."

Ulrich Lambrecht, in: sehepunkte (7/2007, Nr.5)


Langtext
Vor 2000 Jahren hatten die Römer ihr den ganzen Mittelmeerraum umfassendes Reich im Norden bis an den Rhein und die Donau ausgedehnt. Unter der Regierung des Kaisers Augustus entstand der Plan, die Grenze bis an die Elbe vorzuverlegen und einen großen Teil Germaniens unter römische Herrschaft zu bringen. Der fast dreißigjährige Kampf um dieses Ziel war der Höhepunkt der römisch-germanischen Auseinandersetzung überhaupt. Von der Darstellung dieser Ereignisse ausgehend, beschreibt der Autor, wie das Stromgebiet der Elbe Griechen und Römern allmählich bekannt wurde und welche Rolle der Fluss und das ihn umgebende Territorium im politischen Bewusstsein der Expansionszeit und auch in den Jahrhunderten danach als Mythos eines einmal erreichten Expansionsziels gespielt hat. Die Behandlung des Elberaumes in der antiken Literatur wird eingebettet in den Gesamtrahmen der Beziehungen von Römern und Germanen zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. Dabei geht es um die Barbarenproblematik ebenso wie um die Bedeutung von Flussgrenzen allgemein oder um politische Strukturen bei den Germanen. Besondere Aufmerksamkeit schenkt der Autor den gewichtigen archäologischen Zeugnissen: Funden aus den Gebieten um Osnabrück, Würzburg, Augsburg und aus dem Thüringer Becken, die im Verlauf der beiden letzten Jahrzehnte die Kenntnisse über die Eroberungsphase der augusteischen Zeit und über die Mitte des 3. Jahrhunderts auch im Elbgebiet wesentlich ergänzt und teilweise vollständig korrigiert haben. Die Frage, welche Vorstellungen die Schriftsteller der griechisch-römischen Antike vom Stromgebiet der Elbe hatten und welche Bedeutung diesem Gebiet im politischen Denken zukam, war systematisch bisher nicht untersucht worden. Das Buch von Klaus-Peter Johne schließt diese Lücke in der historischen Forschung.

Kapitel III Furor teutonicus (S. 39-40)

Aus der Regierungszeit des Kaisers Nero stammt das historische Epos "Pharsalia" des M. Annaeus Lucanus (39–65 n. Chr.) über den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius in den Jahren 49 und 48 v. Chr. Darin vergleicht der Dichter Caesars raschen Vormarsch in Italien zu Beginn seines Kampfes gegen die Senatspartei mit den Einfällen feindlicher Heere in den vergangenen Jahrhunderten. Die Einwohner der latinischen Kolonie Ariminum an der Adria, dem heutigen Rimini, das ein strategischer Vorposten gegenüber der Provinz Gallia cisalpina war und am 11. Januar 49 v. Chr. von Caesar besetzt wurde, läßt Lucanus darüber klagen, daß gerade ihre Stadt unter allen Einfällen aus dem Norden auf die Apenninenhalbinsel stets zu leiden hatte. Immer wenn das Schicksal Rom herausfordere, wälze sich der Kriegszug an ihnen vorbei. Dies sei beim Sturm der gallischen Senonen um 390 v. Chr. ebenso gewesen wie bei den Feldzügen Hannibals mit seinem Heer aus Libyen im Zweiten Punischen Krieg 218 v. Chr. und bei den Einfällen der Kimbern und Teutonen im späten 2. Jh. v. Chr.:

Nos primi Senonum motus Cimbrumque ruentem vidimus et Martem Libyes cursumque furoris Teutonici: quotiens Romam fortuna lacessit, hac iter est bellis.

Obwohl Kimbern und Teutonen niemals bis nach Ariminum gekommen sind und ihre Einordnung in die Reihe der Heereszüge der Kelten, Hannibals und Caesars der dichterischen Freiheit des M. Annaeus Lucanus verdankt wird, ist es gerade diese Stelle in der Literatur, von der die sprichwörtliche Formulierung vom furor Teutonicus , der "teutonischen Raserei", ihren Ausgang genommen hat. Zwischen den Jahren 113 und 101 hatte die römische Republik die heftigsten Kämpfe mit bisher völlig unbekannten Barbaren aus dem Norden, von jenseits der Alpen, zu führen, in Noricum, im südlichen Gallien und im nördlichen Italien. Erst nach vier Niederlagen, darunter einer von katastro phalem Ausmaß, gelang die Abwehr der Gefahr. Der Ansturm dieser Stämme hinterließ nicht nur bei den Zeitgenossen einen sehr nachhaltigen Schrecken, sondern auch bei späteren Generationen.

Als Lucanus sein Epos verfasste und den prägnanten Ausdruck vom furor Teutonicus formulierte, waren immerhin schon über 160 Jahre seit dem Geschehen vergangen, aus der realen Gefahr war ein Mythos geworden, an den in der kaiserzeitlichen Literatur immer wieder angeknüpft wurde. Vor Lucanus beschwört der Elegiendichter Sex. Propertius "der Kimbern Drohun- gen" und die "teutonische Kraft" – Cimbrorumque minas und Teutonicas opes –, ein halbes Jahrhundert nach der Abfassung der "Pharsalia" spricht der Satirendichter D. Iunius Iuvenalis von den "schrecklichen Kimbern", terribiles Cimbri. 2 In der Spätantike wurde der Mythos schließlich in der Situation einer neuen, vergleichbaren Bedrohung aus dem Norden aktualisiert. Am Ende des 4. Jh. vergleicht Ammianus Marcellinus den Einfall der Westgoten in die römischen Balkanprovi nzen im Jahre 378 mit den Vorgängen um Kimbern und Teutonen, an anderer Stelle hält er die Kämpfe mit diesen Nordvölkern für die denkwürdigsten neben den Punischen Kriegen, die von den Römern je geführt worden sind. 3 An der Wende vom 4. zum 5. Jh., 402, greift der Dichter Claudius Claudianus wörtlich auf die Wendung des Lucanus zurück. Im Kampf gegen die Westgoten unter Alarich will er die Moral des römischen Heeres dadurch heben, daß er auf den letztendlich doch errungenen Sieg über die damaligen Eindringlinge hinweist. Zwar habe Italien sich erst einmal dem furor Teutonicus beugen müssen, dann jedoch habe es auch den gebeugten Nack